Wenn sich Psychologen als Autoren versuchen, dann liest sich das oft so, als ob
sie über einen Feind schrieben. Als Betroffener muss man sich geradezu
schuldig fühlen, wenn man einen Blick in ihre Bücher wirft. Viele Psychologen meinen, moralische oder gesellschaftspolitische Statements abgeben zu müssen. Gerne spielen sie sich als einsame Warner auf, die eine Wahrheit verkünden, die nur allzu gern überhört wird. Sie wollen wirken und gehört werden. Also immer schön
verallgemeinern und monokausal erklären, damit es auch der Dümmste
versteht! Immer feste druff! Warum individualpsychologische Erkenntnisse nicht gleich
auf ganze Gesellschaften übertragen? Wozu denn methodische Bedenken? Den Infantilismus könne man nur überwinden, wenn man selbst eine Familie gründe, schreibt etwa
Flöttmann. Wer sich dem verweigere, könne niemals wahrhaft erwachsen
werden. Damit schwingt sich Flöttmann zu jemandem auf, der anderen unter
dem Deckmantel wissenschaftlicher Psychologie zu verstehen gibt, wie sie zu
leben haben. Er ist konservativ orientiert. Maaz, der im Gegensatz zu Flöttmann keine infantile,
sondern eine narzisstische Gesellschaft meint diagnostizieren zu
müssen, entdeckt hinter jeder hervorragenden Leistung in Sport, Kunst
oder Wissenschaft das letztlich zum Scheitern verurteilte Bemühen eines
Menschen, seine innere Leere zu überspielen. Daraus zieht Maaz den
Schluss, dass es besser sei, zugunsten des menschlichen Glücks auf
solche Leistungen zu verzichten. Leider kommt er mit diesem
Gedanken viel zu spät. Wäre er schon früher gehört worden, hätte sich
vielleicht nie eine Psychologie moderner Prägung herausgebildet. Und
damit wäre uns diese ungewollt komische Altherrenpsychologie erspart geblieben.
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